Aachener Nachrichten, 11. Oktober 2003

"Yvonne" vom Gombrowicz aufgeführt

Die höfische Fassade bröckelt gewaltig

Aachen. Schwierig war das Stück, großartig die Inszenierung des grotesk-absurden Stücks „Yvonne die Burgunderprinzessin“. Gespielt wurde das Stück aus den 30er Jahren von den Laienschauspielern des „Spürbar-Theaters“.Pechschwarze Wände, ein pechschwarzer Laufsteg und ein schmaler weißer Vorhang bildeten das Bühnenbild, ein goldener Spiegel signalisierte Adel und Reichtum. So war es denn auch: Prinz Philipp, der Sohn von König Ignaz und Königin Margarethe, verliebt sich in die hässliche, tumbe, autistische Yvonne, die von ihrer Mutter auf einer Sackkarre durch die Gegend geschoben wird. So viel Würdelosigkeit kann der Prinz nicht ertragen nur die Liebe beziehungsweise die Verlobung kann seinem Ekel entgegenwirken. Verwundert, aber opportunistisch gibt sich der Hof. die königlichen Eltern entwickeln eine Innenschau, die die eigene Hässlichkeit offen legt.Sehr stimmig zur absurden Groteske spiegelt sich die Dekadenz des Adels und ihrer ach so feingeistigen Haltung in durchgängig weiß-cremefarbenen Kostümen. Doch unpassende Kopfbedeckungen und Stiefel karikieren die Vornehmheit, herabhängende falsche Wimpern und ausfallende Zähne lassen die höfische Fassade bröckeln. Herausragend war die schauspielerische Leistung von Anne Dauberschmidt, die die hässliche Yvonne in einem noch hässlicheren Kleid gab. Überaus gelungen spielte sie die Angst eines tief verletzten und gestörten Wesens. das nur ekelerregend glotzen und starren kann, nur kurzfristig Mitleid hervorruft und schließlich stirbt.Insgesamt waren die bildhaften Szenen mit sparsamen Bühnenbildern, kurzen Tanzeinlagen und einem Video sehr überzeugend. Das Stück stammt aus der Feder des polnischen Autors Witold Gombrowicz, der „Yvonne“ 1935 verfasste. Tragischerweise wurde es erst in den 60er Jahren aufgeführt, nachdem Beckett und Ionesco das „Theater des Absurden“ bereits für sich verbuchen konnten.Foto-AusstellungZur Aufführung gehört eine Foto-Ausstellung der Kostüme, die von Christa des Clarens geschaffen wurden. Die Regie des Stücks lag bei Nicole Erbe, die als freischaffende Regisseurin und Teaterpädagogin tätig ist.Gespielt wird am 11., 12., 18. und 19. Oktober. jeweils 20 Uhr in der Klangbrücke, Kurhausstraße 2. Karten gibt es unter anderem in der Mayerschen Buchhandlungoder über das Internet: www. spuerbar- theater. de.